Vom Dornröschenbahnhof zur Stadtmusikantenschleuse

Ein Erlebnisbericht

Conny Colsman berichtet vom Rudern auf dem Fluss der Märchen – von Himmelfahrt bis Pfingsten auf der Weser unterwegs.

Es war einmal…

Es war einmal… so beginnen unzählige deutsche Märchen. Geht es hier um ein Märchen, oder um eine Ruderfahrt? Hört selber!

Wenn die ganze Sache an einem Tag beginnt, der Himmelfahrt heißt und…

…die einen mit einem Bus transportiert werden, die anderen nach stundenlanger holpriger Fahrt mit der Kutsche, pardon Bahn an einem riesigen, im Dornröschenschlaf verfallenen Bahnhof namens Kreiensen herauskommen…

…das erste Quartier wie ein Hexenhäuschen à la Hänsel und Gretel anmutet und eine Ruderin hinterm Ofen schlafen muss…
…in der Bäckerei morgens um halb acht Uhr alle wie 15 Zwerge ordentlich in Reih und Glied stehen und ihr Frühstück ordern…

…das Essen in der Pizzeria zwei Stunden auf sich warten lässt, weil die Küchenjungen in der winzigen Küche derweil vom dicken Teig zusammengeklebt sind…

…in Münchhausens Geburtsort Bodenwerder unsere Schwester-Boote so schnell am Rudersteg vorbeizischen, dass man vermutet, sie wären Kanonenkugeln…

…in der nächsten Herberge nicht Räuberhauptmänner, sondern dubiose Italiener mit schwarzen Luxuskarossen das Sagen haben…

…nach vorangemeldeter Schleusung in Hameln zwei Vierer zum Erstaunen des Schleusenwärters wieder rückwärts aus der Schleuse rudern – sind sie vor dem Rattenfänger geflohen?

…an der nächsten Schleuse eine rote Ampel zum Verlassen der Ruderboote und deren Verladen auf eine Wasser-Rutschbahn auffordert…

…märchenhaft die Berufsschifffahrt in einem Kanal über die Ruderboote hinweg fährt… …uns auf der gesamten Strecke von rund 350 Kilometern traumhaft wenige Ruderboote und noch weniger Schwarzbleche begegnen…

…sich die Drahtesel auf den Weserufern irgendwann in veritable Pferde verwandeln…

…aus erfahrenen Ruderern unvermutet vergnügte Wanderfahrtenneulinge werden…

…die einen mit Regenschauern, die anderen mit Sonnenstich kämpfen…

…während der 1034. Kirchweih die Stadt Verden an der Aller Kopf steht…

…die letzte Schleuse in Bremen unsere gesteuerten Boote (zwei Vierer und ein Zweier) nicht nur den Bremer Stadtmusikanten näherbringt, sondern auch dem Tidenhub der Nordsee…

…und über allem unsere unvergessenen „Weser-Könige“ schweben (Franky – an der Weser aufgewachsen; MiMü – seine letzte große Wanderfahrt führte von Berlin bis Holzminden, weseraufwärts!) …

…so mag das der einen oder dem anderen alles sehr märchenhaft anmuten!
Und wenn sie nicht gestorben sind, so rudern sie noch heute… Wenn Euch die Geschichte unglaubwürdig erscheint, so müsst Ihr entweder die Beteiligten fragen, oder beim nächsten Mal selbst mitrudern!

Für die Organisation und den Hängertransport gebührt der Dank vor allem Wolfgang Fiehring (Fahrtenleiter)
und Norbert Schneider.

Weitere Teilnehmende waren: Regina Fiehring-Keilonat, Franz und Barbara Hummel, Frank Markus und Clarissa Markus-Macher, Reiner Päpke, Dirk Schiefelbein, Andreas Schmidt, Ulla Seitz, Conny Colsman; Ursula Kirchner, Jürgen Poll und Gerd Röder waren die ersten Tage dabei und wurden von Judith Köhler,
Stefan und Dagmar Welzel abgelöst.